Schlagwort: München
Outfit mit Putzlappen
„Putzlappen“ führt mich in Verbindung mit „elegant“ und „schlafen“, den beiden anderen Pflichtwörtern der abc-Etüden, direkt in die staubige Welt der Reichen, Schönen und Mächtigen.
Es muss sie geben: Menschen, die bei der Frage, wo sie schlafen sollen, nicht einmal dann zusammenzucken, wenn ihnen nur noch ein höchstpreisiges Bett in einer Luxus-Herberge zur Verfügung steht. Wenn es sie nämlich nicht gäbe, wäre es wirtschaftlicher Unfug vom neu errichteten Koe-, vormals Königshof, in der Stadtmitte Münchens, eine „Presidential Suite“ für bis zu 16.000 € anzubieten.
Kann man sich aber vorstellen, wie eben solche Geldspieltkeinerollemenschen durch die Zimmer ihrer zahlreichen Anwesen und Bleiben streifen, um eigenhändig Staubfuseln und Spinnweben hinterherzuputzen? Vor kurzem habe ich immerhin gelesen, dass selbst sie ganz normale Dinge tun. Internetmilliardäre etwa widmen sich selbst der Erziehung ihrer Kinder, indem sie die Zeit, die ihre Sprösslinge mit und an Digitalem zubringen, streng limitieren oder der Geldverschwendung ihres Nachwuchses einen Riegel vorschieben, indem sie ihm nur 10 Mios, aus Schichtsicht also nur etwas mehr als nichts zu vererben gedenken. Ich denke auch an die verblichene Queen. Sie soll sich persönlich darum gekümmert haben, dass abends in ihren an Zimmern gewiss nicht armen Behausungen das Licht ausgemacht wird.
Insofern bereitet mir die Vorstellung, dass Reiche, Schöne und Mächtige ihr sonst so elegantes, nicht selten stylisches Äußeres gegen ein Outfit mit Putzlappen eintauschen, um persönlich für Sauberkeit zu sorgen, nicht mehr gar so große Probleme. Staub kennt zwar Schichten, aber keine Grenzen. Übrigens: Selbst Österreichs Kaiserin Sisis stilles Örtchen war, das geräumige Schloss darum herum geradezu lautmalerisch kontrastierend, tatsächlich nicht mehr als ein Örtchen. Trotzdem hat sie damit Vorlieb genommen. Hier hat sie vielleicht stets aufs Neue die Erfahrung gemacht: Am Ende ist auch sie gleich.
Übrigens, sogar sie gibt es: Menschen, die sich absolut nicht für Fußball interessieren. Auch jetzt nicht. Vielmehr: jetzt erst recht nicht.
Eine Freude
Ich glaube, die folgende Geschichte lässt sich gut um die drei Wörter, mit denen zu den abc-Etüden geladen wird, herum erzählen: Horizont, kleinkariert, eintreten
Häuser sind der Horizont einer Großstadt, der zugleich ihre Kulisse fürs Zwischenmenschliche abgibt. Wenn ich morgens aus dem Haus trete, stelle ich mir jedenfalls schon mal vor, in eine Theaterwelt einzutreten, in der mich täglich neu inszenierte, aber altbekannte Dramen mit ihrer bayerischen Mischung aus grantig und herzlich erwarten. Besonders haben es mir die unscheinbaren Ereignisse angetan, die nicht zur Schlagzeile gerinnen. Gerade sie liebe ich wie das tägliche Brot oder, um endlich zu meiner Geschichte zu kommen, wie eine resche Brezn.
Brezn: So sagt man in Bayern zu einer Breze, und der statt die Butter sagt man hier auch, und beides zusammen ergibt einen Hochgenuss namens Butterbrezn.
Deren Zubereitung erfordert einiges Geschick. Das verschlungene Laugengebäck muss schließlich wie eine Semmel durchgeschnitten und gebuttert werden, ohne es zu verletzen. Um dieses Risiko gar nicht erst einzugehen, werden oft gebutterte Laugenkringel angeboten. Nur: Das ist keine Butterbrezn. Daran ändert auch der leutselige Hinweis des Verkaufspersonals, es handle sich um denselben Teig, nichts. Der Unterschied ist offenkundig: Eine Brezn ist wegen ihrer ungleichen Teigdicke unterschiedlich resch, umspielt also den Gaumen mit mehr Geschmacksnuancen als ihre kreisrunde Normvariante. Und überhaupt: Ein Monokel ist auch keine Brille.
Als man mich kürzlich in Dachau und wenig später in München auf die Laugenkringel verwies, als ich eine Butterbrezn nachgefragt habe, habe ich mir, selbst auf die Gefahr, als kleinkariert zu gelten, ein Herz genommen und meine Vorbehalte geschildert. Zu meinem allergrößten Entzücken bin ich auf herzliches Einvernehmen gestoßen, und nicht nur das. Die Verkäuferinnen ließen es sich nicht nehmen, exklusiv für mich eine Butterbrezn anzufertigen. Klar waren das die beiden besten Butterbrezn aller Zeiten für mich. Und klar, dass ich die Damen in mein Nachtgebet eingeschlossen habe. Denn sie haben mir am Ende etwas bereitet, was selbst den größten Hochgenuss toppt: Freude.
Es wäre kein Sommer…
Dieser Text passt hervorragend zu Myriades Bild Nummer 4.
Weiterlesen „Es wäre kein Sommer…“Die Isar

Erklärfilme
Liebe Münchner Verkehrsbetriebe,
Weiterlesen „Erklärfilme“Oktoberfest 2022
Das Oktoberfest findet nach zwei Jahren Pause wieder statt. Manche Firmen lassen sich deswegen etwas einfallen. Letzte Woche konnte ich Flieger beobachten, wie sie folgendes in den Himmel schrieben: Endlich Wiesn – O’zapft is! #Krügerdirndl. Viele zückten ihr Handy und schauten in den Himmel. Die Aufmerksamkeit hatten sie gewiss. Eine umweltschonende und kostengünstige Werbung allerdings ist es nicht gewesen.
Weiterlesen „Oktoberfest 2022“